Gewinner mit Wachstums-Gen

22.1.2018

Von Michael Ertel. Hof - Unternehmen sehen sich in der Erfolgsspur, wenn sie wachsen. Wird dies noch prominent gewürdigt, ist der Stolz umso größer. Gleich drei expandierende Firmen aus der Stadt und dem Landkreis Hof sind in einem aktuellen Ranking des Nachrichtenmagazins „Focus“ gelistet, das die 500 wachstumsstärksten deutschen Unternehmen präsentiert. Der Hofer Logistik-Dienstleister FM Europa findet sich auf Platz 180, der Gewebehersteller TTI aus Schauenstein belegt den 234. Rang und der Automatisierungs-Spezialist Ontec landet auf der 433. Position der Gesamtübersicht. Noch besser schneiden die drei Firmen in ihren jeweiligen Branchenkategorien ab.

Die „Wachstumschampions 2018" hat das Statistikportal Statista in Kooperation mit „Focus Business” ermittelt. Für die „Selektion der Besten” sind die durchschnittlichen prozentualen Wachstumsraten im Zeitraum 2013 bis 2016 zugrunde gelegt worden. Neben der Listung im Ranking, das die Wirtschaftspublikation in ihrer letzten Ausgabe des vergangenen Jahres veröffentlicht hat, können sich die Firmen über ein Siegel für ihr imageprägendes Marketing freuen.

Von der Garagenfirma zum Frachtdienstleister mit Millionen-Umsatz. So blickt Hannes Siegeris, Leiter der Hofer Niederlassung von FM Europa (FME), auf die noch kurze Historie seiner Firma. Im untersuchten Zeitraum von 2013 bis 2016 hat man den Umsatz von 3,4 Millionen Euro auf 12,7 Millionen Euro gesteigert. Und das Jahr 2017 ist mit 17,5 Millionen
Euro mit einem weiteren Rekord abgeschlossen worden. Den Erfolg hat das 2012 gegründete Unternehmen, das mittlerweile weitere Standorte in Köln und im thüringischen Ilmenau betreibt, sprichwörtlich in der Nische gefunden. Denn: Der Markt ist voll mit Spediteuren und Logistikern. Was FME anders macht, spiegelt konkreten Kundennutzen: Direkttransporte ohne Zwischenstopp.

„Wir halten uns vom klassischen Stückgutgeschäft fern“, erläutert Hannes Siegeris. „Unsere Spezialisten in der Distribution takten die Touren so, dass die Lkw unter beständiger Beladung zu einem Kundenziel fahren.“ So geht es von Hof nach Hamburg und von dort mit neuer Komplettbeladung Richtung Köln oder Paris. Zudem funktioniert das Geschäftsmodell von FME ohne eigenen Fuhrpark. „Unsere Partner sind Transportunternehmer, die in unserem Auftrag in Europa rund 1200 Kunden ansteuern.” Somit liegt die Leistung der Firma mit ihren 40 Mitarbeitern insbesondere in der logistischen Kompetenz. Das aktuelle Ranking „Wachstumschampion 2018“ quittiert dies mit dem zehnten Platz in der Kategorie „Verkehr und Logistik”.

Auf dem achten Platz in der Branche „Verarbeitendes Gewerbe” ist das Unternehmen TTI gelistet. Der Schauensteiner Hersteller von technischen Textilien, unter anderem aus Hightech-Materialien, hat 2016 einen Umsatz von 6,7 Millionen Euro erzielt — und 2017 wird man sogar mit einer 40-prozentigen Steigerung auf neun Millionen Euro abschließen. „Das ist der Lohn für unsere Arbeit in den vergangenen Jahren“, freut sich Geschäftsführer Stefan Schulz. Zusammen mit einem Partner hat er 2013 die Firma erworben und seitdem zu einem etablierten Gewebe-Spezialisten mit einem 65-prozentigen Exportanteil weiterentwickelt.

Von Schauenstein aus gehen die Waren in viele Länder Osteuropas, ebenso nach Frankreich,
Österreich und in die Niederlande. Dort finden sich die Gewebeprodukte in Anwendungsbereichen wieder, bei denen permanent nicht entflammbare oder schnitt- und stichfeste Eigenschaften gefordert sind. Das betrifft beispielsweise persönliche Schutzausrüstungen von Feuerwehren, der Polizei und dem Rettungsdienst. Sie schützen auch vor extremer Hitze, etwa in Gießereien.

Stefan Schulz: „Die guten Kontakte zu unseren Geschäftspartnern und der Einsatz unserer Mitarbeiter machen es möglich, dass wir so wachsen können.“ Trotz aller Euphorie sieht der Geschäftsführer den Erfolg „wertneutral“. „Wir haben ja derzeit in Deutschland ein zweites Wirtschaftswunder. Da spielen einem viele Dinge in die Karten - und etwas Glück gehört natürlich auch dazu.”

Eine erhebliche Steigerungsrate kann auch das Nailaer Unternehmen Ontec vorweisen. „Im Endeffekt um mehr als 100 Prozent“, berichtet die kaufmännische Leiterin Lena Ritter. Der Firma sei es gelungen, vom Jahr 2013 bis 2016 den Umsatz von 9,7 Millionen auf rund 20 Millionen Euro zu steigern. Dieses enorme Wachstum zeige sich auch in der Mitarbeiterentwicklung, von 100 Beschäftigten auf derzeit knapp 160. „Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir diese Auszeichnung bereits das zweite Jahr in Folge erhalten haben. Und das ist nicht die Leistung von einigen wenigen, sondern der gesamten Belegschaft.”

Im Bereich Maschinen- und Anlagenbau nimmt Ontec als „Wachstumschampion 2018” den 18. Platz ein. Bundesweit hat sich die 1997 gegründete Firma einen Namen als Spezialist für die Automatisierung von Produktionsprozessen in verschiedensten Industriesegmenten gemacht. Und das Wachstumspotenzial wird Zug um Zug erschlossen: Die Digitalisierung industrieller Fertigungsverfahren hin zu vernetzter Produktion und intelligenten Fabriken steht erst am Anfang. „Dies kann man gut daran erkennen, welche Mitarbeiter wir derzeit suchen”, sagt Lena Ritter. Das Unternehmen habe großen Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften im IT- und im Engineeringbereich. „Wir agieren in einem Zukunftsmarkt – und das wird uns weiter wachsen lassen.”