In zehn Minuten zum Ausbildungsplatz

1.3.2017
Christopher Kranholdt und Oliver Zentgraf (von links) vom FEM Ilmenau nutzen die Veranstaltung auch zum Netzwerk-Gespräch mit Christiane Ließke vom Mitausrichter T-Wood. Fotos: Richter

Von Berit Richter. Arnstadt - In zehn Minuten zum Ausbildungsplatz — das mag zwar ungewöhnlich sein, ist aber nicht ausgeschlossen. Christopher Kranholdt und Oliver Zentgraf von der FME Frachtmanagement Europa GmbH aus Ilmenau haben diese Erfahrung beim letztjährigen Azubis-Speed-Dating gemacht. „Wir haben hier einen Auszubildenden gefunden“, sagten sie am Donnerstag bei der zweiten Arnstädter Auflage der von der Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) gemeinsam mit dem Verein T-Wood und der Agentur für Arbeit organisierten Veranstaltung.

Der junge Mann, der eigentlich schon einen Beruf hatte, jobbte aber in völlig anderen Bereichen und wollte gern umsatteln. Das Gespräch lief so gut, dass wenige Tage später ein Ausbildungsvertrag unterschrieben wurde. Nun lernt er Speditionskaufmann und ist hoch motiviert dabei. „Wer gut ist, den übernehmen wir auch“, versicherte Zentgraf. „Wir sind ja noch ein junges Unternehmen, bestehen erst seit viereinhalb Jahren, haben mit zwei Mitarbeitern angefangen und sind jetzt bei 40.“ Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt, dass man im Sommer aus Platzmangel von Ilmenau nach Thörey umziehen wird. In diesem Jahr sollen wieder zwei Azubis eingestellt werden, ein Platz ist noch frei. Das war nur einer von 127, für die man sich beim Azubi-Speed-Dating hätte bewerben können.

127 freie Plätze

„Wir haben heute hier 27 Unternehmen mit 127 freien Ausbildungsplätzen in 30 Berufsfeldern“, erklärte Petra Kukuk von der IHK. „Wo sonst hat man so viele Informationen auf so engem Raum?“ In Suhl gibt es das Speed-Dating schon seit acht Jahren, in Sonneberg wird es am Mittwoch zum dritten Mal stattfinden. In Arnstadt konnte sich das Format allerdings noch nicht so richtig etablieren. Trotz guter Vorbereitung durch die Organisatoren und beteiligten Firmen und intensiver Bewerbung blieb die Zahl der Besucher deutlich hinter den Erwartungen zurück. „Vielleicht hätte man, statt auf Freiwilligkeit zu setzen, die Schulklassen geschlossen einladen sollen“, überlegten Christopher Kranholdt und Oliver Zentgraf. „Wer heute nicht da war, hat auf jeden Fall etwas verpasst“, zeigte sich Petra Kukuk überzeugt. Neben offenen Lehrstellen in der dualen Berufsausbildung wurde auch über ein duales Studium oder Praktikumsplätze informiert. Zudem hatte man die Chance, sich in Bewerbungsgesprächen zu üben. Die zehn Minuten, die dabei für ein Gespräch zwischen Unternehmen und Bewerber vorgegeben waren, dienten dabei natürlich nur als Richtlinie. Manche Gespräche dauern länger und das ist auch in Ordnung“, sagt Kukuk.

Anliegen der IHK war es dabei, den jungen Menschen die ganze Bandbreite des Berufslebens vorzustellen und die Möglichkeit zum Fragenstellen zu geben, nachzufragen, damit sie eine bewusste Entscheidung für ihr Berufsleben treffen können. Denn die Zahl der Ausbildungsabbrecher ist hoch. Hauptursache sei, so Petra Kukuk, dass die Vorstellung vom Beruf und die Realität häufig nicht übereinstimmen.

Zudem wollte man Werbung für die duale Ausbildung machen. Karriere, so die Botschaft, kann man auch ohne Studium machen, denn es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten mit Abschlüssen, die Bachelor und Master gleichgestellt sind. Über 50 Prozent der Jugendlichen entscheiden sich heutigentags für Abitur und anschließendes Studium. Tatsächlich, so Kukuk, brauche man in der Wirtschaft aber nur 15 Prozent an studierten Fachkräften.